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A06
Bahnen, Netzwerke und Orte ungleicher Infrastrukturen: Raumfiguren, Einstellungen und soziale Ungleichheit

Das Teilprojekt untersucht die Frage, inwieweit die alltagsweltlich erfahrene, räumliche Umgebung von zentralen Infrastrukturausstattungen die Einstellung zu Gerechtigkeit, Umverteilung und die Bewertung der vorliegenden Ungleichheit beeinflusst, die sich zunehmend zu polarisieren und damit die Refiguration zu fördern scheint. Hierbei fasst das Teilprojekt die alltagsweltliche Umgebung nicht als einen festen Containerraum, wie dies meist in quantitativ-räumlichen Studien zu sozialer Ungleichheit geschieht, sondern als eine Verflechtung von individualspezifischen Netzwerk- und Bahnenräumen über verschiedene Orte hinweg. Ausgehend vom Wohn- und Arbeitsort der Befragten werden Beziehung, Vernetzung und Überlagerung zwischen ihnen in den Blick genommen.

Da die Forschung mithilfe quantitativer Surveydaten zu sozialer Ungleichheit in Bezug auf Raum bisher meist einseitig territorial rund um den Wohnort von Befragten angelegt ist, bleiben andere Raumdimensionen weitgehend unbeachtet. Durch die theoretische und empirische Fassung weiterer Raumfiguren möchte das Teilprojekt diese Forschungslücke schließen. Dazu nutzt das Projekt die Geolokalisierung der quantitativen Surveydaten des Sozio-ökonomischen Panels. Indem die unterschiedlichen Datenquellen auf Ebene der exakten Raum-Koordinaten mit den Survey-Daten verbunden werden, können neben Daten zu administrativen Regionen auch geocodierte Daten zur Charakterisierung der spezifischen Orte der Infrastrukturen genutzt und deren tatsächliche Einbindung in die räumlichen Netzwerk- und Bahnen-muster der Befragten modelliert werden.

Aus den für die Befragten rekonstruierten Bahnen- und Netzwerkräumen um Wohn- und Arbeitsort werden (1) Typologien gebildet, die (2) mit soziodemografischen Daten zur sozialen Ungleichheit in Beziehung gesetzt werden. In einem weiteren Schritt (3) wird der Zusammenhang mit Einstellungsdaten zu Gerechtigkeit und Umverteilung hergestellt. Durch diese Verknüpfung kann der Einfluss von Raumfiguren auf Einstellungen bezüglich Umverteilung und auf Gerechtigkeitsvorstellungen und die damit verbundenen Konflikte untersucht werden. Wir gehen davon aus, dass für die Einstellungen hinsichtlich Verteilung und Gerechtigkeit die konkreten räumlichen Ungleichheitserfahrungen relevant sind.
Das Teilprojekt bietet damit innovative Beiträge zum Zusammenhang von Raum und sozialer Ungleichheit. Es untersucht die Rolle von Raumfiguren und die mit der sozial-räumlichen Polarisierung verbundene Refiguration mit Bezug auf normatives Raumwissen.