Teilprojekte | Zentrale Projekte

Ö
Raummigration und Tourismus II: Imaginative und bildraumspezifische Kontexturen Venedigs

Das Teilprojekt Öffentlichkeitsarbeit zielt auf die Vermittlung der Arbeit des Sonderforschungsbereichs 1265 und seiner Ergebnisse durch künstlerische Arbeit. Erarbeitet wird insbesondere eine Ausstellung plus Begleitprogramm, die die Öffentlichkeit auch jenseits der beteiligten akademischen Fächer und der wissenschaftlichen Community anspricht. Den Grundsätzen einer sich auch selbst reflektierenden Wissenschaftsvermittlung entsprechend, konzipiert der SFB ein Öffentlichkeitsarbeits-Teilprojekt, das nicht nur die Forschung im SFB mit Mitteln der Kunst wiedergibt, sondern im SFB selbstständig eine dem Gegen-stand des SFB gewidmete künstlerische Forschung betreibt.

In der ersten Förderphase konnte das Projekt anhand von empirischen Fallstudien in Südkorea und Berlin räumliche Veränderungen mit skalenübergreifenden Überlagerungen von Raumfiguren der Migration und des Tourismus aufzeigen. In der zweiten Phase wird es anhand einer neuen Fallstudie zu Venedig künstlerisch untersuchen, wie zirkulierende Bilder und Venedig-Nachbauten die norditalienische Stadt refigurieren. Zentrale Forschungsfrage ist, welche Neuordnung von Räumen durch die global zirkulierenden Venedigbilder entsteht. Damit wird Refiguration vor Ort in Venedig in Relation zu den Nachbauten Venedigs in der Welt und den, auch digitalen, um die Welt reisenden Bildern untersucht.

Mit verschiedenen qualitativen methodischen Ansätzen (Interviews, Fotografie, Videografie) führt das Projekt (1) eine eigene empirische Untersuchung durch, die einem künstlerischen Forschungsansatz folgt. Darüber hinaus (2) nimmt das Kunstprojekt auch die Inhalte thematisch naheliegender Teilprojekte auf und gestaltet (3) Wissensvermittlung in die Öffentlichkeit in verschiedenen künstlerischen Formen. Dies geschieht (a) durch verschiedene Medienformate, (b) durch eine städtische, visuelle Intervention im öffentlichen Raum nach den ersten zwei Jahren sowie (c) durch eine selbst wandernde Ausstellung zum Ende der zweiten Förderphase des SFB.

Publikationen

Phase 1 (2018-2021)

Raummigration und Tourismus

Das Projekt „Raummigration und Tourismus” untersucht Raumbezüge, die durch gegenseitige Überlagerung der Phänomene Migration und Tourismus entstehen. Die diese Bereiche prägenden Raumlogiken und Handlungspraktiken werden in Bezug gesetzt zur Re-Figuration der sozialen Ordnung durch Prozesse des „spacing“ und der mit diesen verbundenen, wahrnehmungsbezogenen, Syntheseleistungen (vgl. Löw 2001). Es wird davon ausgegangen, dass die Phänomene Migration und Tourismus aufgrund der beiden zugrundeliegenden Bewegungsaktivität strukturelle Ähnlichkeiten aufweisen und als ein „Mobilitäts-Kontinuum“ (Bukow 2010, 53) verstanden werden können, an dessen jeweiligen Enden die diese Zirkulationen auslösenden inneren und äußeren Kausalitäten stehen. Die Imaginationen von Räumen, die Migration und Tourismus begründen, können als ein Motor der Re-Figurationsprozesse betrachtet werden (vgl. Holert / Terkessidis 2006).

Zentrale Fragestellung der Untersuchung ist die künstlerische, visuell-bildhafte Nachweisbarkeit der Re-Figuration von Räumen. Deren im SFB untersuchte Aspekte der Mediatisierung, Polykontexturalisierung und Translokalisierung werden anhand von drei Case Studies mit einer Verbindung künstlerischer und wissenschaftlicher Methoden analysiert. Das vietnamesische Großhandelszentrum Dong Xuan Center in Berlin Lichtenberg, das deutsche Dorf Dogil Maeul in Südkorea und der Themenpark Window of the World in der südchinesischen Sonderwirtschaftszone Shenzhen stehen für das Spannungsfeld zwischen einer Migration kulturell kodierter Kontexte und touristischen Praktiken. Methoden der visuellen Feldforschung, künstlerischen Bestandsaufnahme und Videographie, die in vorherigen Kunst- und Forschungsprojekten entwickelt und erfolgreich angewandt wurden, kommen in Integration mit Methoden der qualitativen Sozialforschung zur Anwendung. Eine parallel laufende wissenschaftliche Untersuchung der künstlerischen Vorgehensweise analysiert und reflektiert die Anwendbarkeit künstlerischer Forschung. Die Ergebnisse der künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung werden in Form einer begehbaren Mehrkanal-Video-Installation ausgewertet und zugleich sinnlich erfahrbar gemacht.

Das Projekt verfolgt damit einerseits einen eigenständigen künstlerischen Forschungsansatz und reflektiert gleichzeitig die in den Teilprojekten näher bestimmten Raumkonstitutionen durch künstlerische Methoden und Medien. Die Ergebnispräsentation in Form einer Ausstellung (geplant für September 2020 im HKW, Berlin) macht die Forschungsergebnisse einem größerem, auch nicht- fachwissenschaftlichem nationalem und internationalem Publikum zugänglich.